Montag, 12. November 2018

Dokufiktion im Medizinhistorischen Museum Hamburg

© www.wahnsinnausheimweh.de
Im Alten Sektionssaal des Medizinhistorischen Museums Hamburg in Eppendorf findet am 30. November, sowie am 1., 2., 7., 8. und 9. Dezember, jeweils 20 Uhr, eine dokufiktionale Inszenierung statt. Es geht um das Schicksal früherer Amerika-Rückwanderer.

Unter dem Titel „Wahnsinn aus Heimweh“ findet im Alten Sektionssaal des Medizinhistorischen Museum Hamburg in Eppendorf eine vielversprechende dokufiktionale Inszenierung statt. Die Premiere findet am 30. November statt und die übrigen Vorstellungen finden am 1., 2., 7., 8. und 9. Dezember statt - jeweils um 20 Uhr.

„Gebt mir Eure Müden, Eure Armen, Eure geknechteten Massen“ – so lautet seit 1886 der Ruf der amerikanische Freiheitsstatue in die Welt. Als ihm auch zwischen 1900 und 1914 Tausende folgen, kommen allerdings nicht alle an ihr vorbei. Die Beamten der Immigrationsbehörde verhindern an der US-amerikanischen Grenze die Einreise Hunderter Glückssuchender oder weisen sie nachträglich aus; einige von ihnen mit der Begründung, „geisteskrank“ zu sein.

Laut damaligem Einwanderungsgesetz dürfen u.a. „idiots, imbeciles, feeble-minded persons, epileptics, und “people with two or more attacks of insanity“ die USA nicht betreten – egal ob ihnen zu Recht oder Unrecht eine geistige Krankheit unterstellt wird. Die Schifffahrtsgesellschaften brachten diese Abgewiesenen zurück.

Sie landeten in der Irrenanstalt

Der Weg der Heimkehrer führt sie zunächst nach Hamburg, in die damals noch bezeichnete Irrenanstalt Friedrichsberg. Die Amerikarückkehrer landen aus verschiedenen Gründen in der Irrenanstalt: Ignatz, der auf der Suche nach Arbeit die Armut Galiziens hinter sich lassen wollte. Katharina, die mit ihrem unehelichen Kind und dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben in der moralischen Enge des Kaiserreichs keinen Platz gefunden hat...

Sure, die vor antisemitischen Pogromen aus Russland geflohen war. Karl, der aus hoffnungsloser Liebe zu einem amerikanischen Fräulein beinahe Selbstmord beging. Adele, der Schlimmes widerfahren war, die aber im Wahn die Falschen für ihr Leid verantwortlich macht. Fedor, der dem „amerikanischen Volkskörper“ auf Grund seiner geringen Körpergröße nichts zu nutzen scheint. Als er sich weigert, zurückzureisen, wird „insane“ in seine Papiere notiert.

Wie es sich einst ereignete...

Die Schicksale der „geisteskranken Rückwanderer“ – wie sie in den Akten genannt werden – sind vielfältig und wurden durch die Friedrichsberger Ärzte in Krankenakten festgehalten. Diese lagern noch heute im Archiv des Universitätsklinikums Hamburg. Basierend auf den Dokumenten macht sich ein Team Theaterschaffender an eine dokufiktionale und Inszenierung im Medizinhistorischen Museum.

Kunst, Geschichte und Wissenschaft gehen Hand in Hand, um dieses Konvolut unerzählter Migrations-, Psychiatrie- und Stadtgeschichte auf die Bühne zu bringen und um von denen zu erzählen, für die Hamburg kein Tor ZUR Welt war, sondern ein Warteraum auf dem Weg zurück in eine Heimat, die sie nicht mehr wollte.

Infos unter: www.wahnsinnausheimweh.de

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