Sonntag, 2. Dezember 2018

Tolle Inzenierung im Medizinhistorischen Museum Hamburg - „Wahnsinn aus Heimweh“

"Wahnsinn aus Heimweh" © N.W.
Kunst, Wissenschaft und Geschichte gehen Hand in Hand, um in einer einzigartigen Inszenierung vom Schicksal einiger Amerika-Auswanderern zu erzählen, die 1900 - 1914 an der US-Grenze wegen angeblicher Geisteskrankheit abgewiesen wurden und zu Patienten wurden.

Um 1900 ging es in Europa vielen Menschen schlecht und die Zukunftsaussichten waren bescheiden. In Amerika schien das anders zu sein. Die USA waren im Aufwind und auf der Suche nach Arbeitern. Es schien als ob jeder Europäer eine Chance hat in Amerika eine Zukunft aufzubauen. „Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen“, lautete der Ruf der Freiheitsstatue seit 1886.

Die auswanderwilligen Menschen in Europa machten sich deshalb berechtigte Hoffnung in den USA willkommen zu sein. Die Wahrheit sah allerdings etwas anders aus: Sehr viele Auswanderer die in Amerika angekommen waren, konnten die Vorgaben der Immigrationsbehörde nicht erfüllen und wurden deswegen wieder zurück nach Europa geschickt – ihnen wurde die Einreise verwehrt.

Nachdem viele der Glücksuchenden ihr Ersparnisse für die Reise nach Amerika ausgegeben hatten, wurden die meisten von ihnen mit der Begründung abgelehnt „geisteskrank“ zu sein. Die Schiffe mussten die abgewiesenen wieder mit zurück nehmen und in den europäischen Hafenstädten begann so ein ganz neues Schreckensszenario: Der Weg führte direkt vom Schiff in die Irrenanstalt.

Wahre Geschichten

Die Ankömmlinge in Hamburg kamen in die „Irrenanstalt“ Friedrichsberg. Die Begründung für die Zwangseinweisungen waren ganz unterschiedlich und nur wenige wurden als „geheilt“ entlassen. Dabei war wohl keiner der eingewiesenen wirklich „geisteskrank“. Die Schicksale der Rückwanderer wurden in Friedrichsberg in den Akten festgehalten, die noch heute im Archiv des UKE liegen.

Auf den original Akten basierend hat sich ein Team von Künstlern und Theaterschaffenden an die Arbeit gemacht und anhand der Akten eine dokufiktionale Inszenierung zu erarbeiten die an einem wirklich einzigartigen Ort zu präsentieren. Am Freitag war Premiere im Medizinhistorischen Museum Hamburg, auf dem Gelände des UKE. Insgesamt sechs Vorstellungen sind erst einmal geplant.

Nach der Premiere am 30. November, fand am 1. Dezember 2018 eine weitere Aufführung statt, bei der wir zuschauen durften. Wir waren begeistert und dieser kreativen und unterhaltsamen Inszenierung. Am 2., 7., 8. und 9. Dezember finden jeweils um 20 Uhr weitere Vorstellungen zu „Wahnsinn aus Heimweh“ statt. Infos und Tickets gibt es online unter www.wahnsinnausheimweh.de.

In der Anstalt. © Nina Weickert
Patienten in Friedrichsberg. © Nina Weickert
Großartige küstlerische Darbietung. © Nina Weickert

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