Donnerstag, 14. November 2013

Energiebunker Wilhelmsburg: Öffnungszeiten und Geschichte des Bunkers

Bunkerumbau. © IBA 2013
In Hamburg Wilhelmsburg steht ein ehemaliger Flakturm. Viele Jahrzehnte glich das innere des Bauwerks einer Ruine. Dank eines IBA-Projekts wurde das Bauwerk aufwendig zu einem Energiebunker umgebaut. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg.

Flakbunker wurden immer in Paaren gebaut. Es gab einen G(eschütz)-Turm und einen L(eit)-Turm. Es gibt drei verschiedene Bautypen die während des Zweiten Weltkriegs errichtet wurden: Die sogenannte „Bauart 1“ entspricht dem Bunker wie man ihn auf dem Heiligengeistfeld sieht. Der Flakbunker in Wilhelmsburg wurde nach „Bauart 2“ gebaut.

Der Flakturm VI in Wilhelmsburg wurde im Jahr 1943 fertiggestellt. Wie bei allen Baumaßnahmen in den letzten Kriegsjahren, wurden auch beim Projekt in Wilhelmsburg Zwangsarbeiter eingesetzt. Beim Bau des G-Turms, dem heute noch vorhandenen Flakbunker, wurden 80.000 Kubikmeter Stahlbeton verbaut. Der Bunker misst eine Größe von 57 Mal 57 Metern und hat eine Höhe von 41,6 Metern.

Trotz der gigantischen Erscheinung galten Flakbunker zu Zeitpunkt der Fertigstellung in Wilhelmsburg 1943 bereits als technisch überholt. Wenn man die hohen Kosten, Arbeitseinsatz und Material-Kosten im Verhältnis zu den Flugzeugabschüssen sieht, dann war der Bau nicht zweckmäßig. Die Flaktürme hatten aber einen weiteren Sinn.

Es ging auch darum, der Bevölkerung das Gefühl geben zu können, dass man ihren Schutz gewährleisten kann. Und tatsächlich retteten die beiden Türme in Hamburg zahlreiche Menschenleben während der Bombenangriffe. Ein Teil der Schutzsuchenden blieb wegen der vielen Luftangriffe sogar durchgängig in den Schutzräumen des Bunkers.

Neben den Luftangriffen auf Hamburg bis 1944, wurde von Juni 1944 bis zum Kriegsende vor allem der Hamburger Hafen bombardiert und mit ihm auch die nahegelegenen Wilhelmsburger Wohngebiete. Die Flakbunkeranlagen in Wilhelmsburg wurden insgesamt acht Mal von Bomben getroffen ohne dabei einen großen Schaden zu verursachen.

Sprengung nach dem Krieg

Der Krieg war in Hamburg am 3. Mai 1945 vorbei. Die britische Armee hatte die Stadt besetzt. Die Hansestadt leistete keinen Widerstand. Nach dem Krieg setzte sich der parteilose Hamburger Bürgermeister, Rudolf Petersen, bei den Briten für den Erhalt der Bunker ein damit die Schutzräume als Wohnräume genutzt werden können.

Die Bemühungen der Bürgermeisters hatten einen Teilerfolg. Die Flaktürme auf St. Pauli durften zivil genutzt werden. Die Bunker in Wilhelmsburg wurden teilweise gesprengt. Am 10. Oktober 1947 wurde der Leitturm gesprengt. Am 17. Oktober erfolgte die Innensprengung der Gefechtsturms wodurch das Bauwerk unbrauchbar war.

Über viele Jahrzehnte glich das Innere des Bunkers in Wilhelmsburg einer Ruine. Trotzdem ließ sich 1954 eine Getränkehandlung im Erdgeschoss nieder. Es gab einige Pläne mit dem Bauwerk, die aber alle verworfen wurden. 2004 wurden von der Fassade herabstürzende Betonbrocken zum Problem. Daraufhin wurde das Bauwerk provisorisch mit einem Netz überzogen.

Die Diskussion um den Abriss des Bunkers wurden wieder laut. Unterschiedliche Gutachter schätzten die Kosten für einen Abriss auf 5 bis 12,5 Millionen Euro. Zeitgleich setzten sich dann allerdings Politiker dafür ein, dass beide Flakbunker in Hamburg unter Denkmalschutz gesetzt werden. Zudem gewann man die Erkenntnis das das Bauwerk in Wilhelmsburg saniert werden muss.

Von einer Ruine zum Energiebunker

Erstmals wurde vor einigen Jahren dann ein tragfähiges Konzept vorgestellt. Im Rahmen der IBA Hamburg 2013 begann ab 2011 die Räumung der fast 25.000 Tonnen Schutt im Inneren des Bunkers. Danach begannen die Arbeiten für den Umbau. Der einstige Flakbunker wurde zum Energiekraftwerk und Mahnmal umgebaut.

Nun kann der Energiebunker Energie erzeugen. Der städtische Stromversorger „Hamburg Energie“ versorgt mit dem Kraftwerk jetzt einen Großteil der Wohnungen im Reiherstiegviertel mit Wärme und Strom. 3.000 Haushalte können mit Wärme versorgt werden und 1.000 weitere Haushalte mit Strom. Die Kosten für das Projekt beliefen sich auf rund 27 Millionen Euro.

Öffnungszeiten des Café vju

Nach dem Umbau entwickelte sich der Bunker innerhalb weniger Monate zu einem Besuchermagnet. Besonders beliebt ist das Café vju auf dem Energiebunker. Nun ist es möglich in 30 Metern Höhe mit einem fantastischen Blick auf Wilhelmsburg und den Hafen ein Eis oder ein leckeres Getränk zu genießen. Öffnungszeiten des Cafés: Mi. und Do.: 12 bis 19 Uhr, Fr. bis So.: 10 bis 20 Uhr.

Fotos vom Umbau und Wandlung:

Umbau zum Kraftwerk. © F. Rasch
Die ehemalige Flakstellungen auf dem Bunker. © F. Rasch
Der Pufferspeicher fasst 2.000.000 Liter Wasser. © F. Rasch
Die Entstehung des Café vju. © F. Rasch
Nach dem Umbau: Der Ausschnitt erinnert an die alte Fassade. © F. Rasch

Toller Ausblick bei klarer Sicht. © F. Rasch
In der Dunkelheit mit dem Lichtstrahl "Crossing the Elbe". © Stativmomente

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